Heimkommen – Mir ist kalt

by Lou Tobian

Wie die Zeit vergeht… Seit mittlerweile schon fast zwei Monaten bin ich schon wieder in Deutschland. Meine Zeit in Thailand vermisse ich sehr. Jetzt ist mir kalt und nicht mehr warm. Was alles passiert ist, lest ihr in dieser Vorgeschichte.

Es fühlte sich nicht nach Abschied an. Ich besuchte meine letzten Klassen für dieses Schuljahr. Nächste Woche würde ein Großteil von ihnen wieder nach Hause zu ihren Familien fahren. Ein paar würden noch beim English-Camp mitmachen, einer ganzen Woche, in der Schüler aus ganz Thailand mit unseren Kindern spielerisch Englisch lernen. Ich hatte uns schon ein paar Spiele rausgesucht, die wir hätten spielen können.

Doch leider hat die immer rasanter werdende Ausbreitung vom Corona-Virus mir und den anderen Freiwilligen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war für viele nur eine Frage der Zeit, bis wir alle einen Anruf von umseren Eltern kriegen würden, um zwei Tage später nach Hause fliegen zu dürfen. Ich versuchte optimistisch zu bleiben. Und das fiel mir echt schwer. Nachdem eine Mitfreiwillige erfuhr, dass ihre Familie sie nicht mehr besuchen kommt (ihre Familie sollte im gleichen Zeitraum wie meine ankommen), habe ich immer größere Zweifel am gemeinsamen Familienurlaub im Paradies bekommen. Mir stellten sich plötzlich Fragen wie: Ist die Reise vielleicht nicht für Oma gefährlich? Was, wenn wir keinen Rückflug mehr bekommen? Und was passiert, wenn die Intensivstationen in Thailand mit der Behandlung von Covid-19 nicht mehr nachkommen?

Aber mein Papa ermutigte mich und sagte „Solange noch Flüge nach Thailand abheben, fliegen wir.“ Mit neuer Hoffnung bestritt ich den Tag. Es war ein wirklich Schöner gewesen. Wir tauschten uns mit den Kindern über Telefonnummer, Facebook und co. aus und drückten uns alle ganz fest. Wir hatten noch wenige Tage vorher nur noch begrenzten Kontakt zu ihnen gehabt, weil man uns aus Angst vor Corona lieber vorerst „isolieren“ wollte. Dass das aufgrund der Nähe zu den Kindern, z. B. beim gemeinsamen Essen in der Canteen eh nicht funktionieren würde, sah die Schulleitung dann erfreulicherweise auch ein. Ich habe mich bis zu diesem Tag noch nie über eine simple Umarmung so sehr gefreut. ☺️

Am späten Nachmittag rief mein Papa nochmal an. Er sagte, dass in wenigen Tagen wahrscheinlich die Mehrzahl der Flüge annuliert werden. Ich müsse schnellstmöglich zurückfliegen. Meinen Rückflug hatte er schnell gebucht. Freitag Abend, also in zwei Tagen, soll ich über Moskau wieder nach Berlin kommen. Also kein gemeinsamer Urlaub…aber das holen wir nach!

Nach einem und schweren Abschied von den Kindern und meinen noch nicht heimgeflogenen Mitfreiwilligen ging es zum Flughafen. Aus dem Pick-Up ausgestiegen, verabschiedete ich mich von Pi Aek und wühlte im Rucksack nach meiner Maske. Ich konnte nur schwer atmen und sah extrem bescheuert aus. 😅 Mein Flug ging erst in drei Stunden, also machte ich mich auf dem Weg zu Burger King. Dort aß ich meinen ersten richtigen Burger nach der langen Zeit, lecker!

Unglücklicherweise toppt im Geschmack nichts fried rice, Papayasalat und Masaman-Curry.

Der Flughafen füllte sich immer mehr. Je später es wurde, desto mehr Menschen sammelten sich, die nach Hause wollten. Und das um jeden Preis, egal wie viele Umstiege. Ich habe von einer deutschen Reisegruppe gehört, die von Hanoi über Singapur und Phuket zurückfliegen wollte. An meinem Gate angekommen skypte ich noch einmal nach Hause. Und dann ging’s genau dorthin wieder zurück.

Ready for Heimfliegen ✈️

Der Rückflug verlief weitaus entspannter als mein Hinflug. Dieses Mal konnte ich sogar ordentlich schlafen. Ich hatte schon ein bisschen Angst, mich mit dem Virus bei meinen Mitreisenden zu infizieren, aber da musste ich durch. Die meisten von ihnen trug keine Maske, so dass meine Maske mir zum Selbstschutz eigentlich nichts mehr nützte. Während des Fluges konnte ich die Erlebnisse der letzten Tage und Monate Revue passieren lassen. Die geschossenen Bilder (an die 3000) halfen mir dabei. 😌

Meine erste Handlung auf deutschem Boden war, eine heiße Schokolade direkt am Flughafen zu trinken. Draußen war es so unglaublich kalt, dass ich glaubte, zu erfrieren. Ich hatte leider keine Jacke dabei, aber mein Papa holte mich ja mit dem Auto ab. Von einem Jet-Lag spürte ich anfangs nicht viel (ich hatte gut geschlafen). Gegen 16:30 Uhr setzte dann aber endlich meine Müdigkeit ein. Um 19 Uhr fiel ich wie tot ins Bett und schlief bis um vier Uhr morgens. Mein Schlafrythmus war noch eine Woche in Thailand, dann stellte er sich zurück.

Käsespätzle mit Röstzwiebeln 😋😋😋😋

Kulinarisch habe ich die deutsche Küche schon vermisst, zugegeben. Vor allem Brot und Brötchen zum Frühstück haben in Thailand gefehlt. An deftige Gerichte wie Schnitzel, Bouletten oder Käsespätzle musste ich mich erst einmal wieder gewöhnen, da war das Essen der letzten Monate einfach leichter. In den knapp zwei Monaten seit meiner Ankunft habe ich so viel gekocht wie noch nie in meinem Leben.

Ein anderer meiner Neujahrsvorsätze war es, mehr Sport zu treiben. Ich bin ja eigentlich schon sehr faul, wenn es um Sport geht. Zur täglichen Routine gehören bei mir 50 Liegestütze und 20 Sit-Ups, nach jetzigem Stand. Das lässt sich aber denke ich noch steigern!😉 Genauso wie meine Versuche regelmäßig Joggen zu gehen. Aber immerhin: Ich konnte mich bis heute schon fünf Mal zum Joggen motivieren. 😆

Wenn ich mal nicht koche oder Sportliche Übungen mache (also 70% des Tages), dann beschäftige ich mich mit meinen beiden Schwestern, suche nach Studiengängen und Unis, lese Bücher oder schaue einfach Netflix. Aktuell bin ich dabei Narcos zu schauen. Als Buch lese ich gerade Der Schwarm von Frank Schätzing. Sehr spannend! Danke für den Tipp, Anna!☺️😃

Harry

Im Moment bin ich bei meiner Mama, die ich seit über sechs Monaten nicht mehr gesehen habe. Wir konnten uns nach meiner Ankunft nicht sofort sehen, weil sie in einem Krankenhaus arbeitet und somit dem Corona-Virus weitaus stärker ausgesetzt ist. Als ich sie dann vor einer Woche zu ihr gefahren bin, habe ich mich unendlich doll gefreut!🤗 Und ich glaube, sie sich noch mehr!❤️ Aber auch unsere beiden Hunde Harry und Gizmo, mit denen ich jetzt schon knapp elf Jahre verbrüdert bin 😜, konnten es gar nicht fassen, mich wiederzusehen.

und Gizmo

So langsam fang ich an, die Tage in Berlin zu genießen. Meine Trauer über den doch sehr abrupten Abschied ist so gut wie verflossen, weil ich weiß, dass ich Yaowawit definitiv wieder besuchen werde. Bis dahin werde ich mir einen Kopf machen, was ich studieren möchte und wo. Momentan bin ich klar fürs Lehramtstudium in Potsdam, könnte mir aber Medienmanagment in Würzburg vorstellen.

Ich danke euch fürs Durchlesen und möchte euch in den nächsten Wochen wieder öfter mit Infos rund um meine Studienwahl und alles weitere versorgen.🙋🏻‍♂️

Bleibt dran und haltet durch!🍀✌🏻

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